Montag, 26. Februar 2018

Wischlappen mal anders....

Spüllappen oder Waschlappen aus Strick, sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch extrem umweltfreundlich. Selbstgestrickt sind sie zudem noch sehr nachhaltig und fair produziert und können so in der Nutzung in Bad und Küche prima eingesetzt werden.



Ich muss zugeben, ich war erst ein wenig skeptisch , ob es sich denn mit so einem Wolllappen genau so wischen lässt, wie mit einem herkömmlichen Spültuch. Aber einfach mal ausprobieren und sich selber eine Meinung dazu bilden. 

Wir hatten vor gut einem Jahr die ersten gekauften Wollspültücher aus unserem Nachbarland Dänemark im Einsatz. Sie haben sich in der Küche bewährt und sind auch nach etlichen Waschgängen in der Waschmaschine immer wieder im Einsatz. Vor ein paar Wochen hat sich der erste Am Rand aufgelöst und Fäden gezogen. Das war der eigentliche Auslöser, warum ich es selber ausprobieren wollte, die Lappen selbst zu erstellen. 



Wenn es um die Suche nach kreativen Inspirationen und Anleitungen geht, schaue ich zuallererst bei  Pinterest vorbei. Dort einfach mit einem geeigneten Schlagwort suchen und ihr findet viele tolle Internetquellen mit entsprechenden Anleitungen. Ich hatte bereits einige Ideen , unter anderem auch zu der hier verwendeten Häkeltechnik, dem tunesischen Häkeln, auf meinem Pinterestboard abgespeichert.



Jetzt stellte sich nur noch die Frage nach dem geeignetem Material und der richtigen Häkelnadel. Und da verlasse ich mich auch gern auf eine erfahrene Fachmeinung, die ich vor Ort im  Wollladen immer finde. Nachhause gekommen bin ich dann mit einem Knäuel sehr saugfähiger Baumwolle mit Polyesteranteil und einem Knäuel Wolle aus einem Baumwolle-Leinen-Gemisch. Und hier seht ihr das erste Ergebnis , ein kleiner Spüllappen mit einem einfachen tunesischen Häkelstich.


Am Sonntag habe ich diesen Lappen beim Kuchenbacken das erste Mal im Einsatz gehabt, um die Kleckse vom aufgeschlagenen Ei aufzuwischen oder ihn im feuchten Zustand unter der Rührschüssel zu platzieren, damit diese mit dem Mixer nicht auf Walzerrunden geht.

Inzwischen ist auch schon der zweite Lappen auf der Nadel, diesmal aus dem Baumwoll-Leinen-Gemisch, welches sich wieder ganz anders anfühlt und sich auch ganz anders auf den Nadeln verarbeiten lässt. Ich bin gespannt, wie die Beiden sich im längeren Praxiseinsatz und vor allem nach den ersten Runden in der Waschmaschine machen. 

Es gibt auch noch so viele tolle Strickmuster für die Wischtücher und ganz viele Varianten des tunesischen Häkelns. Wenn ich die alle ausprobiere, quillt unsere Lappenschublade bald über. Aber als kleines Mitbringsel bzw. Geschenk eigenen sie sich auch hervorragend. Ich werde also weiter machen . Und ihr?









Mittwoch, 21. Februar 2018

Der praktische Alltagsbegleiter - eine Tasche mit viel Platz.....

Ich gehöre definitiv nicht zu den Hobbynäherinnen, die gern Taschen nähen. Ganz im Gegenteil, bisher habe ich mich selten an einem Taschenschnitt versucht und auch erst eine Tasche selbst produziert, die ich richtig vorzeigbar fand (könnt ihr hier sehen). 

Heute möchte ich Euch dagegen den Schnitt Jacktar von Merchant and Mills vorstellen, eine Tasche, die auch mich als nicht so leidenschaftliche Taschennäherin vollkommen in seinen Bann gezogen hat. 





Und nun fragt Ihr Euch, was an dieser Tasche denn so besonders istl?

Vielleicht ist es einfach dieser schlichte Schnitt, der auch ohne große Vorkenntnisse gut und einfach umgesetzt werden kann. Vielleicht dieser lässige Style, der durch das Material und den Lederriemen eine gewisse Wertigkeit bekommt. Oder weil sie einfach eine komfortable Größe hat, die diese Tasche für alle Lebenslagen qualifiziert und trotzdem schick aussieht. Der praktische Alltagsbegleiter schlechthin.



Das englischsprachige Schnittmuster könnt ihr hier in Deutschland zum Beipsiel in der Tillabox oder bei JuniDesign erwerben - den dazu passenden Oilskin Stoff (mit Öl beschichteter wind- und wetterabweisender Baumwollstoff) natürlich auch.

Ich habe mir das Schnittmuster und den Stoff zum Beispiel im Onlineshop der lieben Nina von JuniDesign , im Dezember letzten Jahres bestellt. Und ja, ich habe es mir selbst zu Weihnachten geschenkt. Denn diese Tasche ist kein Schnäppchen. 

Nur das Schnittmuster allein kostet knapp 17,- EUR. Da fängt der ein oder andere schon an zu schlucken. Wer dann auch noch den Baumwollstoff "Dry Oilskin" dazu bestellt und das praktische Kit mit allem weiteren Zubehör, wie den Lederriemen, die Nieten und die Ösen, der kann dann locker an die 70,- EUR ausgeben.





Da gibt es jetzt sicherlich diejenigen die sofort sagen, nie im Leben gebe ich soviel Geld für Material aus, um mir dann selbst eine Tasche zu nähen. Für das Geld  kann ich doch locker mindestens drei Taschen in einem Laden kaufen.

Und da gibt es sicherlich diejenigen, denen die Leistung zu diesem Preis wert ist. Weil sie ein hochwertiges, individuelles Einzelstück erhalten, welches selbst genäht wird und damit auch Erinnerungen und eine ganz besondere Bindung hervorruft.

Übrigens, wer hier mal einen kleinen Vergleich mit einer gekauften Tasche ähnlicher Machart und Güte machen möchte, dem empfehle ich einen Besuch auf der Homepage von Finkid. Finkid hat sich in seiner Unternehmensphilosophie für eine hochwertige Verbindung von einmaligem Design und cleverer Funktion verschrieben. Seit dem Frühjahr 2018 bieten sie auch Taschen in ihrem Produktangebot an. Schaut doch mal hier




Aber nun zurück zur Tasche. Sie besteht in ihrer Außenhülle tatsächlich nur aus zwei Rechtecken (Vorder- und Rückseite) und einem ovalen Boden. Bei der Innentasche, die genau identisch zur Außentasche genäht wird und nur in ihrer Höhe ein paar Zentimeter kürzer ist wegen des Saumstückes im Außenstoff als Kantenabschluss, wird auf einer Seite mittig ein breit verlaufendes Stoffrechtecke aufgenäht , dass mit zwei Teilungsnähten, drei ganz simple Innentaschen gibt. Die sind praktisch für die Aufbewahrung von Handy , Schlüssel und Portemonnaie, die sonst aufgrund der Größe der Tasche gern auf Tauchkurs verschwinden. Wer es lieber mag, dass die Innentaschen geschlossen sind, kann sich dort ein paar Druckknöpfe anbringen. 

Die Tasche, die im oberen Bereich mit einem Magnetverschluss geschlossen wird, ist mit zwei Handgriffen aus dem Außenstoff versehen und dem zusätzlichen langen Schulterriemen aus Leder.




Die Tasche misst vom Boden bis zur oberen Kante knapp 45 cm, vom Boden bis zu den Haltegriffen kommt sie auf eine Gesamtlänge von 55 cm. Das kann bei kleineren Menschen dazu führen, dass die Tasche, in der Hand getragen, gefühlt auf dem Boden schleift, oder wenn man sie mit dem Schulterriemen trägt, irgendwo an den Kniekehlen hängt. 

Da habe ich mit meiner Körperlänge von 180 cm überhaupt kein Problem. Bei mir ist sogar der Schulterriemen noch ein wenig länger als im Schnittmuster angegeben. Wie lang der Riemen bei Euch sein müsste, das probiert am besten selbst aus - zum Beispiel vor einem Spiegel, wenn ihr die Tasche soweit fertig genäht habt. 

Bei mir endet die Tasche, wenn ich sie mir über die Schulter hänge, mit dem Boden mittig auf Höhe der Oberschenkel. Ich kann bequem noch von oben mit den Händen in die Tasche fassen, ohne sie abnehmen zu müssen. Das ist für mich die perfekte und komfortable Größe, bzw. Länge.



Und zum guten Schluss, mein persönliches Fazit:

Ja, ich habe auch erst geschluckt, als ich die Preise für Schnittmuster und Stoff sah. 

Und nein, ich bin in keinster Weise enttäuscht worden, weder vom Schnitt, noch von der Qualität des Stoffes. Beides ist sehr hochwertig und das sage ich aus tiefster innerer Überzeugung und nicht weil mich dazu jemand animiert hat.

Und Ja, ich habe eine persönliche Bindung an diese Tasche, weil sie in einem wunderbaren Rahmen entstanden ist. Genäht habe ich sie an einem Wochenende Anfang Februar 2018 im Rahmen von Lüneburgnäht (wer sich für das Nähwochenende interessiert, kann hier bei Danie von "Prülla" etwas darüber lesen und viele Bilder anschauen) . Da diese Tasche gerade in vieler Munde ist, war ich natürlich nicht die Einzige, die Jacktar auf der tosew-Liste stehen hatte. Mit mir zusammen hat sich auch Paola von Pipa Pocoloco an dieses Projekt gewagt. Und wieviel Spaß hat das gemacht, zusammen mit ihr in Silkes Stoffladen in Lüneburg (Tillabox) noch über den geölten Baumwollstoff zu philosophieren, die schwere Wahl der richtigen Farbe zu treffen ( sie sind allesamt so schön, aber vier Taschen aus jeweils unterschiedlichen Farben des Oilskin überstieg dann doch ein wenig das Budget) . Schaut mal bei Paola  auf dem Blog vorbei, dort findet ihr eine tolle Version aus dem grauen Oilskin mit gelbem Innenfutter, eine traumhafte Kombination.

Ich bin rundum zufrieden und habe die Tasche mittlerweile schon oft im Einsatz gehabt. Der Stoff sieht immer noch schön aus, mal sehen ab wann sich dort eine gewisse Patina einstellt, und die Größe ist perfekt, um schnell noch ein paar Einkäufe zu erledigen oder Sachen zu verstauen.

Ob ich nicht noch eine aus dem wunderschönen senfgelben Oilskin gebrauchen könnte ? Nach , ich überleg mal .....


verlinkt bei RUMS













Mittwoch, 14. Februar 2018

Wie ich ein Kleid zum Pullover machte....

Das Schnittmuster Frau Polly von Fritzi Schnittreif verspricht ein gemütliches Sweatkleid mit Rollkragen. Wer die Schnittmuster aus der Feder von Anja und Britt, den beiden Köpfen hinter Fritzi Schnittreif, kennt, weiß, dass es sich bei ihren Ideen immer um bequeme alltagstaugliche Kleidung handelt, die gut sitzt.

Als ich das Schnittmuster kurz nach seinem Erscheinen das erste Mal auf dem Lillestofffestival im September 2017 gesehen hatte, war der Funke bei mir sofort übergesprungen. Ein schlichter Schnitt, wie ich ihn liebe, mit schmalen Raglanärmeln, einem großen kuscheligen Kragen und einer ansonsten sehr legeren, aber nicht zu voluminösen Weite.  


Und daher habe ich nicht lange überlegen müssen.Das Schnittmuster reiste mit mir nach Hause, wo es dann zu meiner Schande erst einmal seinen Platz in der Ablage fand, anstatt gleich in das nächste Nähprojekt umgesetzt zu werden.


Der Schnitt wurde erst wieder hervorgeholt, als plötzlich der passende Stoff vor meinen Augen erschien: ein dunkelblauer Viskosetrick als Romanitstoff, gekauft in Laras Onlineshop "1000 Stoff". Dieser als Doubleface Jersey verarbeitete Strickstoff ist gut dehnbar und besitzt trotzdem eine angenehme Festigkeit. Er ist dicker als normaler Jersey , aber dünner als ein reiner Sweatstoff. Der Stoff besticht durch seine edle Oberfläche und fällt angenehm, ohne dass sich etwas abzeichnet. Es war einfach der perfekt Stoff für diesen Schnitt.




Und da ging das Dilemma wieder von vorn los. Schnitt und passender Stoff, den ich sogar sofort nach der Lieferung gewaschen hatte, lagen verarbeitungsfertig auf meinem Nähtisch. Und es sollte erst wieder eine ganze Zeit verstreichen, bevor die beiden unter der Nähmaschine landeten.

Schnittmuster und Stoff habe ich nicht wieder weggeräumt, sie lagen gut sichtbar auf der Arbeitsfläche . Ich streichelte immer mal wieder den Stoff, sah mir das Schnittmuster mit den Bildern an und hatte aber überhaupt keinen Antrieb, mit diesem  Projekt zu starten. 

Als dann Anfang Februar das Nähwochenende in Lüneburg immer näher rückte, stand für mich sofort fest, dass es das Wochenende für meine Frau Polly werden würde. Und , ihr ahnt es wahrscheinlich schon lange, als ich eine Woche vorher den Stoff zuzuschneiden wollte, ging ich noch einmal ganz tief in mich und wusste : Ich würde dieses Kleid bestimmt gern tragen, aber so wie ich mich kenne, leider viel zu selten. Das war schon immer so und das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern, da bin ich mir ziemlich sicher. Als geborener Hosentyp trage ich zwar ab und an gern Rock und Kleider, sie werden aber nie meine erste Wahl beim Griff in den Kleiderschrank werden. Also wurde aus dem Kleiderschnitt Frau Polly kurzerhand der Pullover Frau Polly. 



Diese Variante haben schon einige Näherinnen vor mir ausprobiert und ich bin gern mit auf den Zug gesprungen. Dabei habe ich das Rückenteil, genau wie bei dem Kleid, aus zwei Teilen genäht. Dies gibt dem Pullover von hinten eine schöne Form und sieht interessant aus. 

  

Die Raglanärmel sitzen etwas tiefer und geben dem Schnitt dadurch in der Oberweite eine legere Form. In Brusthöhe sind zwei Abnäher vorgesehen, die ich allerdings bei diesem Schnitt auch gern weglassen würde. Bei Brustabnähern sei es geraten, vorher die Höhe der Abnäher zu kontrollieren. Die Spitze sollte immer auf die höchste Stelle der Brust weisen, um einen optimalen Sitz zu unterstützen. Wie ihr hier bei mir seht, ist es mir, trotz Anhaltens, nicht gelungen die korrekte Höhe zu erreichen. Ich hätte die Abnäher ein, zwei Zentimeter nach oben verschieben oder einfach ganz weglassen sollen.


Der Rollkragen wird einfach als vorgegebenes Rechteck zugeschnitten, einmal der Länge nach gefaltet und an den Halsausschnitt genäht. Ich habe hier statt der im Schnittmuster vorgegeben Höhe von 38 cm, nur knapp 30 cm genommen. Durch die geringere Höhe und den toll fallenden Romanitjersey klappt es wie zufällig immer schön herunter und muss nicht gekrempelt werden.



Die Ärmel habe ich auf dreiviertel Länge gekürzt. Ich mag dies sehr gern, da ich bei Pullovern sonst ständig die Ärmel hoch schiebe.
Der verkürzte Rollkragen und die Dreiviertel Ärmel haben es mir dann schlussendlich auch erlaubt aus dem Reststoff, der ursprünglich für das Kleid geplant war , noch eine bequeme Hose für zuhause zu nähen.  

Und so endete die Odysse von neuem Schnitt, der mich sofort begeisterte, dann erst in der Ablage versschwand, auf den richtigen Stoff wartete, der dann ein paar Monate später, wie durch Zufall erschien, und die geistige Eingebung, kurz vorm Zuschneiden, nach einer etwas längeren Nähabstinenz, die so zu einer optimalen Verwertung des Stoffes und einer hohen Tragegarantie beider Teile führte.

Kennt Ihr solche Entstehungsprozesse auch? Ich bin gespannt ......



Und das Interessanteste zum Schluss:
Schnitt: Frau Polly von Fritzi Schnittreif, genäht in Größe XL, auf Pulloverlänge gekürzt
Stoff: Romanitjersey, gekauft bei 1000 Stoff, zur Zeit nur noch in Rot lieferbar
verlinkt bei RUMS